Zur Eingewöhnung: EINZELHAFT!

Aufführung

07. Oktober 2020 16:00

Golde Grunske Cottbus

Tanz: Juliane Bauer, Denise Noack, Konstantinos Spyrou, Christoph Viol
Choreografie: Golde Grunske
Musik/Komposition: Konrad Jende

Die Zustände im Durchgangsheim in Bad Freienwalde, 1968 bis 1987

Im Durchgangsheim in Bad Freienwalde waren von 1968 bis 1987 Kinder und Jugendliche eingesperrt, die aus Sicht der Jugendhilfe der DDR als „schwer erziehbar“ galten oder durch „abweichendes Verhalten“ auffielen.  Kinder und Jugendliche, die im sozialistischen Sinne nicht den gesellschaftlichen Normen entsprachen, sollten umerzogen und gebrochen werden.
 Der Aufenthalt im Durchgangsheim in Bad Freienwalde, der geprägt war von Angst, körperlicher und seelische Gewalt,  hinterließ bei vielen der Betroffenen tiefe seelische und körperliche Wunden, die bis heute nicht verheilt sind.

Der Gefängnischarakter des Gebäudes (vergitterte Fenster, von hohen Mauern umgeben) schockierte die ankommenden Kinder und Jugendlichen und machte sie sprachlos. Ebenso die 3 Tage Einzelhaft gleich nach Ankunft schafften es, erste seelische Narben zu hinterlassen. (Aussagen von Zeitzeugen)

Heute ist das ehemalige o.g. Heim eine Polizei Dienststelle. Lediglich ein Mahnmal vor Ort (eingeweiht am 11.9.2018) erinnert an das ehemalige Durchgangsheim, welches die Betroffenen „Kindergefängnis“ nennen. Einige Betroffene haben 2012 den Verein „Kindergefängnis Bad Freienwalde -  Interessengemeinschaft ehemaliger Heimkinder Ost“ gegründet und kämpfen seitdem um die Aufarbeitung der Zustände und Hintergründe im Durchgangsheim Bad Freienwalde.

Nachdem Betroffene über viele Jahre vergeblich versuchten, Rehabilitierung zu erlangen, verhandelte am 27.6.2019 das Landgericht Frankfurt (Oder) erstmals öffentlich im Fall eines ehemaligen „Insassen“ des ehemaligen Durchgangsheims Bad Freienwalde ein Rehabilitationsverfahren und entschied: "Wer als Kind oder Jugendlicher in Bad Freienwalde eingesperrt wurde, hat ein Recht auf Rehabilitierung".

Die Choreografie setzt sich tänzerisch mit körperlicher Gewalt, Ohnmacht, entwürdigenden Aufnahmeritualen, Angst, Zwangssport, Methoden von Bestrafung aber auch Hoffnung und Träumen auseinander.

Anliegen der choreografischen Arbeit ist es, das Thema weiter in die Öffentlichkeit zu tragen und somit einen Teil zur Aufarbeitungsarbeit beizutragen und aufmerksam zu machen auf Zustände, die in der  DDR zum Alltag gehörten. Bad Freienwalde ist nur ein Beispiel von vielen für die Zustände in staatlichen Erziehungseinrichtungen der DDR. Solange es Zeitzeugen gibt, die über ihre Erfahrungen berichten, sollten wir Ihnen zuhören, um Geschichte lebendig zu halten, um wach zu rütteln.

__________________________________

Die Vorstellung findet im Alaunpark statt.

Sie ist eine Tanzwochen-Nachschlagsveranstaltung und eine Kooperation mit der Tanzbühne Dresden und der Tanzwoche Dresden.

Preise und Karten

VVK 0€ / 0€ AK-Zuschlag: 0€
Leider keine weiteren Termine geplant