Unsere russischen Jahre. Die verschleppten Spezialistenfamilien - Lesung

Aufführung

05. März 2024 20:00

Mitteldeutscher Verlag

Simone Trieder

Eine lebende Reparation


Heute haben wir es auf 32 Grad im Schatten gebracht. Ljuba nebenan singt mit einem anderen russischen Mädchen ein trauriges Lied nach dem anderen, da kommt mir der dumme Gedanke, als ob sie meine Jugend zu Grabe sängen, ich komme von dem Gefühl nicht los, als ob ich eigentlich schon gestorben wäre. (aus Idas Tagebuch)

Über 2.500 deutsche Spezialisten mit ihren Familien werden am 22. Oktober 1946 von sowjetischen Militärs aus dem Schlaf gerissen. Nur wenige Stunden später sitzen sie mit dem gesamte Hausrat im Zug mit unbekanntem Ziel, auf unbekannte Dauer. Die Väter sind Ingenieure und Techniker der Flugzeug- und Maschinenindustrie.

Eine lebende Reparation.

Die 22-jährige Studentin Ida findet den Gedanken gar nicht übel, Deutschland hinter sich zu lassen, ein neues Leben zu beginnen, warum nicht in Moskau. Ein Abenteuer.

Der Roman basiert auf dem Tagebuch eines „Russlandkindes“, der Mutter der Autorin. Mit anderen führte sie Gespräche. Die Stimmen der Zeitzeugen fügen sich zu einem Kaleidoskop der fünf bis acht Jahre Russlandzeit, die sehr unterschiedlich erlebt und bewertet wird. Gemeinsam ist allen: der Bruch in der Biografie.

Rezension MZ 2018
„An den verblüffend gehaltvollen Briefen und Tagebuchnotizen ihrer Mutter Ida entlang erzählt Simone Trieder deren „russische Jahre“. „Was habe ich gesucht?“, fragt die Autorin. „Möglicherweise den Bruch in der Biografie meiner Mutter, denn die Frau, die ich als Mutter kannte, war eine andere, als die, die aus dem Tagebuch spricht.“ Lebensfroh, wagemutig, frei von Verbitterung.
Simone Trieder fügt dokumentarische und erzählende Passagen schlüssig aneinander. So entsteht ein Zeit- und Lebensbild von seltener sozialer Tiefenschärfe.“

_______________________________________________


Simone Trieder, geb.1959 in Quedlinburg. Theaterstücke, Erzählungen, Radiofeatures. Feature und Buch über Polinnen im Widerstand: Zelle Nr. 18. 2015 und 2021 nominiert für den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis. 2018 erschien das Buch „Unsere russischen Jahre“ über die 1946 in die Sowjetunion verschleppten Spezialisten; 2023 auf Russisch in Petersburg erschienen. 2020 Sinti in der DDR. 2024 RomanISOMA. Mitglied im FBK, VS und im PEN


Preise und Karten

VVK 12€ / 8€ AK-Zuschlag: €
Leider keine weiteren Termine geplant